Schweden, Deutschland, neuerdings auch
Österreich. Die Berichte über sexuelle Übergriffe an Frauen durch Migranten aus
dem islamisch-arabischen Raum häufen sich. Die populistischen Reaktionen lassen
nicht lange auf sich warten. „Finger weg von unseren Frauen!“ lautet der
Leitsatz in rechten Kreisen, die in Europa immer größer und einflussreicher
werden. Und mit jedem Einzelfall, den die Boulevardmedien breit treten, werden
die Forderungen der plötzlich zum Feminismus konvertierten Wutbürger
eindringlicher.
Die Stimmen, die da laut werden, die
sich jetzt als tapfere Verfechter von Frauenrechten positionieren, sind
dieselben Stimmen, die sich noch vor einem Jahr, kurz vor Beginn der
Flüchtlingskrise, über die Verschärfung des § 218 StGB in Österreich empörten.
Was für ein Unsinn, dieser „Po-Grabsch-Paragraph“, hieß es aus der rechten Ecke
herablassend, als ungewollte Berührungen im Intimbereich kriminalisiert wurden.
Wer brauche denn so etwas, da könne ja sogar schon enges Tanzen in der
Diskothek strafbar werden.
Es sind dieselben Stimmen, die sich mit
Vorliebe über Transgender-Frauen mokieren, das Gendern der deutschen Sprache
kategorisch ablehnen und nicht einsehen, warum die Leistungen von Frauen in der
österreichischen Bundeshymne gewürdigt werden sollten.
Woher also das plötzliche brennende
Interesse für Frauenrechte und sexualisierte Gewalt? Es empören sich nun
Scharen von Männern über eine Form von Übergriffen, die sie noch vor einem Jahr
nicht einmal als Straftat im Gesetz festgehalten wissen wollten. Vielleicht gab
es ja tatsächlich einen flächendeckenden Sinneswandel. Viel wahrscheinlicher
ist aber, dass die Übergriffe einer Gruppe an rassistischen, hasserfüllten
Menschen einfach nur sehr gelegen kamen, um ihre Fremdenfeindlichkeit und ihren
Isolationismus zu rechtfertigen. Ein solch heuchlerischer Opportunismus und
eine derartige Instrumentalisierung des Feminismus sind auf das Schärfste zu
verurteilen.
Ob Menschen aus bestimmten
Kulturkreisen tatsächlich vermehrt sexuelle Gewalt verüben, ist die eine Frage.
Der Staat sollte dieser Thematik auch sorgfältig nachgehen und, falls nötig,
Konsequenzen ziehen. Es steht außer Frage, dass manche unserer neuen Mitbürger
ein höchst problematisches Frauenbild mit sich bringen, welches thematisiert
werden muss. Ebenso außer Frage steht, dass jegliche Verstöße gegen die
körperliche Selbstbestimmung eines Menschen mit der vollen Härte des Gesetzes
zu bestrafen sind. Aber jene Männer, die den schleichenden, tückisch latenten
Sexismus der westlichen Welt eigentlich so gut wie verkörpern, und sich nun auf
die Wahrung von Frauenrechten berufen, um ihre fragwürdigen politischen Ziele
zu verfolgen, mögen sich aus der Debatte bitte heraushalten. Denn zur
Gleichstellung von Frauen werden sie bestimmt nichts beitragen.